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Arzneimittelreform Lauterbach will kostenlose Analyse von Drogen bundesweit einführen

In Berlin können Süchtige ihre Drogen bereits auf die Inhaltsstoffe untersuchen lassen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will Drug-Checking auch andernorts ermöglichen – und ein bisheriges Verbot streichen.
Sichergestelltes Ecstasy

Sichergestelltes Ecstasy

Foto: Boris Roessler/ dpa

Süchtige sollen ihre Drogen in Zukunft in ganz Deutschland auf ihre Inhaltsstoffe testen lassen können. Entsprechende Pläne hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in Koalitionskreisen angekündigt. Demnach soll es den Bundesländern ermöglicht werden, das sogenannte Drug-Checking einzuführen. Eine entsprechende Änderung soll in die Arzneimittel-Reform aufgenommen werden, die zurzeit im Bundestag beraten wird.

Konkret will Lauterbach das bisherige Verbot des Drug-Checking aus dem Betäubungsmittelgesetz streichen. Die Bundesländer sollen dann eigenständig die Rahmenbedingungen festlegen. Lauterbach hatte dem Thema in der Vergangenheit skeptisch gegenübergestanden. Nun sagte er dem SPIEGEL: »Drug-Checking hilft, Drogentote zu vermeiden und den Konsum zurückzudrängen. Das zeigen internationale Vorbilder. Deshalb sollen alle Bundesländer vom Bund die Möglichkeit bekommen, Drug-Checking einzuführen.«

Beim Drug-Checking können Süchtige und Gelegenheitskonsumenten chemische Drogen wie Kokain, Heroin, Ecstasy oder Speed in bestimmten Sprechstunden vorbeibringen. In einem Labor werden diese dann auf ihre Bestandteile untersucht. Getestet werden auch sogenannte neue psychoaktive Substanzen, in der Szene auch »Badesalze« genannt, die einen Rausch verursachen. Nicht untersucht werden pflanzliche Drogen wie Cannabis, also Marihuana und Haschisch, oder Medikamente, Anabolika oder Potenzmittel.

Ziel des Drug-Checking ist es, besonders gesundheitsschädliche Präparate zu erkennen und so die Risiken der Konsumenten zu minimieren. So enthält etwa Kokain oft weitere giftige Substanzen, zum Beispiel hochwirksame Schmerzmittel, die auf Dauer sehr schädlich sind. Auch ein giftiges Entwurmungsmittel für Tiere, das der Lunge zusetzt, soll dem Kokain oft schon in Südamerika zugemischt werden, um die Wirkung zu verlängern. Gleichzeitig kommen Berater und Süchtige durch das Drug-Checking in Kontakt. In Berlin können sich Süchtige bereits an drei Beratungsstellen  wenden.

Im Koalitionsvertrag hatten die Ampelparteien bereits festgehalten: »Modelle zum Drug-Checking und Maßnahmen der Schadensminderung ermöglichen und bauen wir aus.«